…der Loge „Zu den drei Rosenknospen“
Nach der Gründung der großen Nationalen Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (3WK) in Berlin, durch den Freimaurer und Preußenkönig Friedrich den Großen, gab es Logengründungen vor allem in Universitäts‑ und Garnisonsstädten.
Wie kam aber der gerade 1500 Seelen fassende Gerichtsstand und Marktflecken Bochum bereits am 12. Dezember 1785 zu der 30. Logengründung in Deutschland?
- Zum ersten war Bochum ein zentraler Ort für die Freimaurer, die damals im entstehenden Ruhrgebiet weite und beschwerliche Wege zu ihrer Mutterloge in Wesel hatten.
- Zum zweiten war es im Interesse der erwähnten großen National Mutterloge, der 3WK in Berlin, eine Gegenbewegung zu installieren, um der sog. eklektischen Maurerei, einer freimaurerischen Reformbewegung aus dem Frankfurter Raum Einhalt zu gebieten.
- Drittens war es die Sicherung des Einflusses des preußischen Staates auf Offiziere, Bürger und Beamte in dem von Berlin nicht sehr geliebten Westfalen. Letztendlich war es die Erkenntnis der preußischen Verwaltung, wie wichtig der aufstrebende Wirtschaftszweig Bergbau war. Die Reihenfolge der Gründe ist nicht zufällig.
1788 hat die Loge 29 Mitglieder. Erster Meister vom Stuhl – der Vorsitzende einer Logengemeinschaft – war der königliche Bergassessor Franz Grollmann, dessen Familie seit langem in Bochum ansässig war. Damals kamen die Mitgliederer aus Langenberg, Unna, Hattingen, Hörde, Solingen, Essen und Dortmund.
1804 war Konrad von der Leithen, von dem noch heute erhaltenen Herrensitz Haus Laer, Meister vom Stuhl, als preußischer Landtags‑ abgeordneter mit ausgezeichneten Verbindungen nach Berlin. Die Loge hatte 63 Mitglieder davon wohnten immerhin 13 in Bochum.
Der französische Einfluss Anfang des 19. Jahrhunderts gipfelte in einer behördlich angeordneten Schließung der Loge am 13.2.1813 . Trotz der Völkerschlacht bei Leipzig und Befreiung Bochums von der französischen Besetzung am 11.11.1813 ruhte die Arbeit der Loge bis zum 24.4.1817.
1840 hatte die Loge wieder 50 Mitglieder davon 17 aus Bochum. Versammlungsort war das Lokal des Bruders Menke an der Wittenerstrasse. Im August 1846 zog die Loge in den neu ausgebauten Gasthofbau der Witwe Wulf in der Nähe des Rathauses um. Meister vom Stuhl war zu dieser Zeit Eduard Julius Natorp Justizkommissar in Bochum und späterer Landtagsabgeordneter.
In dieser „bürgerlichen Zeit“ wuchs die Loge rasch. Im Jahr 1874 waren es bereits 100 aktive Mitglieder. Dies gab Anstoß zum Erwerb eines eigenen Logenhauses in der Humboldtstrasse 14, dessen Um- und Neubau am 25.9.1876 beendet werden konnte. Um die damals enorm hohen Kosten von 140 Tausend Reichsmark zu finanzieren, wurde die Gemeinschaft Concordia gegründet, heute würden wir sagen eine Marketing Gesellschaft für die wirtschaftliche Nutzung des Logenhauses. Bis zum ersten Weltkrieg nahm die Loge eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung. Die Zahl der Mitglieder steigerte sich auf 150. Im Mitgliederverzeichnis von 1912/13 finden sich Namen wie : Barry, Dykerhoff, Grillo, Große Weischede, Hackert, Lueg, Munscheid, Reinshagen. Allerdings veränderte sich auch die Einwohnerzahl von Bochum von 21100 (1867) explosionsartig auf 137 000 (1910).
Von den politisch dramatischen Entwicklungen nach 1918 bis 1934 blieb die Bochumer Loge weitgehend verschont, ihr Klima war weitgehend deutschnational bis liberal. Die Auseinandersetzung mit dem NS-Regime endete 1935 in einer Liquidation der Loge und ihres Vermögens, die Erlöse wurden an die Gestapo abgeführt.
Am 20.3.1946 stellten Brüder, die privat Kontakt gehalten hatten bei der englischen Besatzungsmacht einen Antrag auf Wiederzulassung. Nach einer ersten Absage wurde aber 1947 eine generelle Verfügung erlassen, nach der Freimaurerlogen ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten. Dies geschah in Bochum am 6.4.1948. Zu dieser Zeit waren es bereits wieder 100 Brüder, allerdings aus einem Zusammenschluss der Loge Eiche auf roter Erde in Herne, der Loge Helweg Bochum und der Loge zu den 3 Rosenknospen.
Bis 1967 arbeiteten Bochumer und Herner Brüder zusammen in Herne. Dann verlegte der damalige Meister vom Stuhl Jochen Tomaschewsky die Arbeiten nach Bochum zurück, zunächst in die Räume der Gesellschaft Harmonie in der Gudrunstrasse. 1972 fand sich dann in dem ehemaligen Wohnhaus einer Bochumer Bauunternehmerfamilie in der Yorkstrasse 62 die Lösung eines eigenen Hauses, die bis heute Bestand hat.